GreenScreen Projekt Filmgruppe

2017er Rückblick Fachbereich Film

Ein voller Erfolg

Das Schuljahr 2017/18 hatte es in sich! Aber ich muss weiter ausholen. Denn eigentlich muss dieser Rückblick im Juli des letzten Jahres beginnen, also noch im letzten Schuljahr: Mit den Drehtagen zur Komödie „Die Jurysitzung“, unserer bis heute erfolgreichsten Produktion. Darin geht es um eine neunköpfige jugendliche Filmjury, die sich über Qualitätskriterien von Schülerfilmen unterhält und am Ende in einer wahrhaften Entscheidungsschlacht zu einem unerwarteten Ergebnis kommt. Nach monatelangen Vorbereitungen, Castings und Arbeiten am Drehbuch begannen die Dreharbeiten an einem Freitag im Juli 2017 mit umfangreichen Green-Screen-Aufnahmen. Es folgten die fünf Hauptdrehtage, die der etwa 30-köpfigen Cast und Crew von der Schulleitung zur Verfügung wurden. An diesen Tagen wurde systematisch eine Szene nach der anderen in teilweise bis weit über 40 Takes abgedreht. Die waren nötig, weil natürlich der Unterricht in den anderen Klassen weiterging und es regelmäßig zu Unruhe und Unterbrechungen kam: Pausengongs, Stühlerücken und Getrampel in den umliegenden Zimmern und nicht zuletzt der mitunter ohrenbetäubende Baulärm, insbesondere durch Presslufthammer- und Baggerarbeiten. Und selbst hatte man natürlich auch viel Spaß bei der Sache, sodass wegen diversen Lachanfällen aller Beteiligten zig weitere Takes nötig waren. Im Anschluss an diese Woche standen noch extra Drehtermine für die abschließende Massenszene mit über 400 Schülern der 5.-8. Klassen und das aufwändige Intro aus Close-Ups, für das noch eine Blackbox konstruiert werden musste, auf dem Programm. Es folgten im August über zwei Wochen intensive Schneide-Arbeit am PC, bis der Film für den Abgabetermin bei unserem Zielwettbewerb fertig war: den 40. Filmtagen Bayerischer Schulen.

Dann hieß es warten und Daumen drücken. Erst zu Beginn des neuen Schuljahres kam die frohe Kunde, dass der Film bei den Filmtagen angenommen wurde, dem größten Schülerfilm-Event in Bayern. Dass das nicht selbstverständlich ist, beweist die Zahl von etwa 40 Hauptprogramm-Teilnehmern gegenüber den über 140 Einreichungen. Zusammen mit sechs Schülerinnen und Schülern ging es dann vom 12. bis zum 15. Oktober 2017 nach Gerbrunn bei Würzburg. Während der vier Tage sahen wir uns die Filme der Konkurrenz an und beteiligten uns an den anschließenden Besprechungen, besuchten Workshops zu „Musik im Film“, „Produktion von YouTube Videos“, „Karriere im Filmgeschäft“ und „Dokumentarisches Filmen“ und hatten sogar Gelegenheit, mit einem echten Oscar-Gewinner zu sprechen: Alex Schaad, der mit „The Invention of Trust“ schon als Student der HFF den Studenten-Oscar in Hollywood gewonnen hat. Den Höhepunkt der Filmtage und den mit Abstand spannendsten Moment stellte freilich die Bekanntgabe der Gewinner und die Verleihung der Preise am letzten Abend dar. Der Puls schoss bei allen Teilnehmern in ungeahnte Höhen, als der Name unsere Schule fiel, ein Ausschnitt aus dem Film gezeigt und die Laudatio von Johann Rambeck, dem Ersten Vorsitzenden von Drehort Schule e.V., dem Veranstalter der Filmtage, vorgetragen wurde. Darin heißt es:

„War es eine Komödie oder ein Lehrfilm? Getrieben von der Frage, wie die Arbeit einer Filmjury eigentlich abläuft, wer wie Mitglied wird und wovon Jury-Entscheidungen letztlich abhängen, stellt die Gruppe den Verlauf einer solchen Sitzung auf witzige Weise dar und vereint ironisch beide Genres. Viel Engagement wurde in die Ausarbeitung der Charaktere gelegt, die so unterschiedlich individuell und doch so klischeehaft sind, dass sich jeder irgendwie darin wiederfindet. […] Der Film besticht durch ein modernes Intro […] und durch herausragendes personales Spiel. Eine Pointe jagt die andere. Die in Zeitlupe gezeigte ‚Kampfszene‘ gegen Ende ist nur ein Beispiel für den überzeugenden Einsatz filmischer Mittel, der nicht nur auf jahrelang zusammengetragenes Fachwissen, intensive Filmanalyse und Wahrnehmungsschulung, sondern auch auf einen äußerst souveränen Umgang damit hinweist.“

Schüler und Lehrer wurden zur Übergabe der Urkunde und für das Pressefoto auf die Bühne gebeten, um unmittelbar darauf voller Freude und Stolz eifrigst die zuhause gebliebenen Mitglieder von Cast und Crew, sowie Freunde und Verwandte per Smartphone über den unglaublichen Erfolg in Kenntnis zu setzen: Unser Film gehörten zu den Preisträgern der 40. Filmtage Bayerischer Schulen!

Aber es ging gleich weiter: Denn zum Einen wurden wir noch während der Filmtage mit unserem Film zum 16. Filmabend des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben eingeladen, und zum Anderen erreichte die Truppe gleichzeitig eine weitere freudige Nachricht: Bei über 80 Einsendungen wurde unser Beitrag als einer von 20 Filmen auch bei der Oberpfälzer JuFinale angenommen, die als Vorentscheid für den bayernweiten Wettbewerb (BayFinale) am 18. November 2018 im Cineplex in Neumarkt i.d. Opf. fünf Preisträger kürt.

Zum Filmtag in Markt Schwaben am 10.11.2017 fuhren Martin Brandl, Marvin Lederer, Tobias Mundigl, Raphael Pösl und Sebastian Reichl mit. Nachmittags nahmen wir an aufschlussreichen Workshops zu Kameratechnik (Bavaria Filmstudio), Auflösung und Filmschnitt (Bayerischer Rundfunk), dokumentarischem Filmen (HFF München) und Interviewtechniken (Doc.education) teil. Dann gab es einen Imbiss, und ab 19:00 Uhr begann der Filmabend, bei dem unsere „Jurysitzung“ in einer brechend vollen Aula mit filmbegeisterten Schülern und Eltern gezeigt wurde, die – und das war auch mal eine neue Erfahrung – noch während der Vorführung nicht nur schallend lachten, sondern auch applaudierten. Danach stellten wir uns auf der Bühne dem Interview vor Publikum und sahen uns die Filme der lokalen Filmschaffenden an, bevor wir voller Eindrücke gegen Mitternacht wieder zuhause ankamen.

Nur eine Woche später sollte das nächste Highlight kommen. Am 18.11.2017 fand die Oberpfälzer JuFinale in Neumarkt statt. Bei diesem Wettbewerb waren wir 2008 zum ersten Mal angenommen worden und hatten damals mit der Animation „Helmingway“ auch gleich unseren allerersten Preis gewonnen. Unsere Zuversicht hielt sich heuer aber in Grenzen, weil die Konkurrenz üblicherweise nicht nur aus Schülern, sondern auch aus Studenten von Medienakademien und Filmern bis 27 Jahre bestand, die erfahrungsgemäß mit schweren Kalibern auffahren würden. Aber dank Alterskategorien hatte unser Film dann doch eine Chance, und so nahmen wir am Ende der spannenden Preisverleihung tatsächlich eine Trophäe, eine Sieger-Urkunde und ein Preisgeld von 250€ mit nach Neutraubling.

Der nächste Termin ist dann die BayFinale, die vom 22. bis 24. Juni 2018 in Roth stattfinden wird. Wie die für uns ausgeht, ist allerdings noch ungewiss. Auf jeden Fall erleben die mitfahrenden Schüler wieder spannende und erlebnisreiche Tage. Darüber hinaus wurden wir mit der „Jurysitzung“ vor kurzem auch noch zu einem mehrtägigen Filmfest nach Schwandorf eingeladen, das im September 2018 stattfinden wird.

Mit dem Preisgeld aus den beiden gewonnenen Wettbewerben konnten wir unseren Materialfundus um ein Dolly-Schienen-System erweitern – ergänzend zu drei Monitoren, die uns durch den Sachaufwandsträger finanziert wurden. Und so kehrte nach den erlebnisreichen ersten Wochen des neuen Schuljahres dann doch wieder so was wie Ruhe und Routine ein, und wir konnten uns wieder mit dem Wesentlichen beschäftigen, nämlich der Einführung neuer Wahlkursteilnehmer in die Filmtechnik und die Filmanalyse, dem Ausprobieren des Equipments, dem Schneiden am PC und der Planung und Umsetzung von Gruppenprojekten. Einziges Problem war anfangs, dass wir versehentlich im ersten Halbjahr nur eine statt den üblichen zwei Wochenstunden bekommen hatten, sodass wir uns seltener treffen konnten, vieles sich länger hinzog und vor allem die Vorbereitungen für unser nächstes großes Projekt ins Stocken gerieten. Einige Traditionen wurden aber trotzdem beibehalten: So sahen wir uns auch dieses Jahr wieder eine Aufzeichnung der Oscar-Verleihung auf Englisch an und bekamen eindrucksvolle Einblicke in das mediale Leben nach der Schule durch externe Experten: Die ehemalige Wahlkurs- und P-Seminar-Teilnehmerin Milena Tyl brachte uns in einem anschaulichen Vortrag ihr Studium des Medienmanagements näher und zeigte uns ihren Beitrag zum 99-Fire-Films-Award, während Christian Dronia, der vor genau 10 Jahren Gründungsmitglied dieses Wahlkurses  war, uns bei seinem jährlichen Besuch seinen Job als freier Mitarbeiter beim ZDF erläuterte und uns eine 360-Kamera und eine Virtual-Reality-Brille vorführte. Aber auch innerhalb unseres Wahlkurses wird immer wieder Gelegenheit gegeben, internes vorhandenes Wissen zu vermitteln, wie z.B. mittels Präsentationen durch Dennis Lehner (Steady Cam; Internet-Videos) oder durch Tobias Mundigl (Blender, After Effects), der neben der Schule immer wieder selbstständig Filme dreht, bei Wettbewerben einreicht und im Wahlkurs für Besprechungen vorführt. Keine zwingende, aber doch eine optimale Voraussetzung für seine Teilnahme am P-Seminar Film im nächsten Jahr.

Damit möchte ich abschließend auch noch auf unsere P-Seminare zu sprechen kommen, insbesondere natürlich dasjenige, das in diesem Jahr mit dem obligatorischen Präsentationsabend den würdigen Abschluss  seiner monatelangen Arbeiten feierte. In der Woche vor Weihnachten 2017 zeigten 14 Schüler der Q12 ihre Filme, darunter ein Musikvideo, ein Horrorfilm, eine Mockumentary, den Imagefilm über die Freunde des Gymnasiums Neutraubling e.V. und eine Krimikomödie – und dank hervorragenden Marketings vor dem größten Publikum, das wir bei einer solchen Veranstaltung bislang hatten. Unter dem Motto „Hollywood für Arme“ gab es zunächst einen Sektempfang. Nach der Vorführung ihrer Produktionen wurden die Filmteams interviewt, und dabei kam es zu aufschlussreichen, unterhaltsamen und bisweilen auch äußert witzigen Statements. Ein einladendes Buffet rundete den Abend ab. Ach ja, und weil der Film gerade hochaktuell war,  konnte die „Die Jurysitzung“ dem Publikum natürlich nicht vorenthalten werden.

Und so neigt sich dieses erlebnisreiche Jahr dem Ende zu. Naja, eigentlich einem neuen Anfang: Denn in den letzten Wochen und Monaten wurde natürlich auch wieder intensiv an einem Drehbuch gearbeitet, dessen Verfilmung nun in den verbleibenden Wochen dieses Schuljahres ansteht. Aber das ist eine Geschichte, die erst im nächsten Jahr erzählt werden kann. Nur soviel: Es bleibt spannend!

Ganz zum Schluss noch einmal Danke an die Freunde des Gymnasiums Neutraubling für die immer wieder großzügigen Spenden an unseren Wahlkurs Film. Damit konnten wir viele Equipments anschaffen, die wir aus eigener Kraft oder aus Mitteln des Sachaufwandsträgers nicht hätten stemmen können!

Franz Philipp